Sonntag, 4. Oktober 2009

Day 9 – Northwards to Ocala

Wir wissen gar nicht mehr, wer von uns beiden als erster auf die Idee kam, mal das Horse-Country im Norden Floridas zu besuchen, irgendwie wollten wir beide mal das größte Pferdegebiet Nordamerikas sehen. Ocala und Gainesville sind die beiden „Metropolen“ des Horse-Country und so hatten wir uns entschieden, mal die 4 Stunden in den Norden zu fahren.

Die I-75 war frei und bis zum ersten Zwischenstopp in Ellenton an den dortigen Prime-Outlets gab es keine besonderen Vorkommnisse. Melanie konnte mich mit Mühe davon abhalten, einen Kranz vor dem ehemaligen BigDogs-Laden in dieser Mall abzulegen, zu tief sitzt noch der Stachel darüber, dass BigDogs die ganzen Läden dichtgemacht hat. Melanie tröstet sich endlich mit zwei Paar Schuhen von und wir ziehen weiter gen Norden.

Ein weiterer Zwischenstopp folgt in Tampa, am dortigen Hard-Rock-Cafe. Wir waren letztes Jahr hier und Melanie hatte sich ein besonders schönes Badetuch mit dem Hard-Rock-Logo mitgenommen, das wollte ich mir auch noch zulegen, aber die gibt es mittlerweile auch nicht mehr. Dafür reichlich Trouble im Casino-Saal, es ist schon gigantisch, zu sehen, wie viele Leute hier ihr Geld lassen, in der Hoffnung auf den großen Gewinn. Das ist nicht unsere Welt, daher überlassen wir das Gambeln den Senioren, die hier reihenweise vor den Slotmachines und den Pokertischen sitzen. Auf dem Parkplatz sehen wir eine neue Art der Überwachung, die Reservatspolizei der Miccosucee-Indianer lässt sich mit einer Art Ein-Mann-Kabine an einem Kran auf eine Höhe von ca. 5-6 Metern fahren und verbringt in der wahrscheinlich vollklimatisierten Kabine eine „übersichtliche“ Schicht mit Blick auf den Parkplatz … !

Von hier aus sind es noch ca. eineinhalb Stunden in Richtung Norden bis Ocala und uns fällt auf, dass sich die Landschaft etwas verändert: das trockene, palmenbewachsene Land weicht einem grüneren, baumbewachsenen Hügelland, es geht regelrecht bergauf und bergrunter auf der Interstate. Von Norden fahren sehr viele Leute mit ihren riesigen Wohnmobilen gen Süden, auf der Flucht vor dem nördlichen Herbst. Hinter diesen Riesen-Wohnmobilen hängt fast jedesmal ein Auto auf der Anhänger-Kupplung und getoppt wird es bei einem der RV´s von einer BMW GS 1200 auf der Motorradplattform am Wohnmobil und dem dahintergehängten Jeep. So könnte ich mir auch Urlaub vorstellen bei dem entsprechenden Geldbeutel …!

Ocala ist dann doch noch städtischer, als wir es uns der Beschreibung nach vorgestellt haben. Unser erstes Ziel als absolute Pferdefans ist eine Farm auf der seit 2004 Shire-Horses oder wie sie hier genannt werden: Clydesdales gezüchtet werden. Dank des Navigons haben wir die Einfahrt zu dieser Ranch im Outback von Ocala auch schnell gefunden, aber das Tor öffnet sich nicht. Auf der rechten Koppel direkt am Haus, sehen wir bereits zwei der sanften Riesen stehen, wunderbare Shire-Horses.

Erst als wir etwas zurückgesetzt haben und am Tor klingeln wollen, öffnet sich wie von Geisterhand das riesige Tor mit dem Bluffview-Farm-Logo. Na gut, wird uns halt jemand gesehen haben und auf die Farm gelassen haben. Wir fahren bis vor das Haupthaus. Die gesamte Farm ist in einem hervorragenden Zustand, das sehen wir schon an den Stallungen und an der Vorfahrt.

Wir stellen den Wagen vor der Koppel ab und ich gehe unter dem Gekläffe der Hunde im Haus zur Haustür, um zu klingeln. Leider öffnet auch nach mehrmaligen Versuchen niemand, also ist wohl doch keiner zu Hause. Schade, so müssen wir unverrichteter Dinge wieder unserer Wege ziehen. War einen Versuch wert und wir haben uns die Shire und die Friesen, die hier ebenfalls gezüchtet werden, wenigstens ansehen können. Wir werden den Angelbecks per Mail einen Gruß schicken, damit sie wenigstens wissen, wer da bei Ihnen die Ranch besucht hat.

Auf dem Rückweg Richtung Ocala fällt uns auf, wie viele Pferderanches es hier gibt, hier werden an allen Ecken und Enden Reitstunden angeboten. Die Ranches sind zumeist in hervorragendem Zustand, diese Ecke scheint ideal für das Pferdezüchten zu sein.

Zurück in Ocala statten wir noch zwei Westernshops unseren Besuch ab, die alles rund ums Reiten anbieten. Aber zum Kaufen reizt uns dann doch nichts wirklich, ich wollte mir eigentlich endlich einen Western-Hut zulegen, aber auch hier enden die Hutgrößen wieder bei XL, das erforderliche XXL hat mal wieder keiner. Was wir wirklich witzig fanden, war ein Cowboy-Hut, in den ein Sicherheitshelm eingearbeitet war. Es gibt halt hier nichts, was es nicht gibt.

Weiter geht es in Richtung Silver Springs State Park, den wir auf unserem weiteren Weg in Richtung Daytona durchqueren wollen. Hier ist alles sehr ländlich und die ausgedehnten Baumbestände erinnern mehr an schwedische Wälder. Immer wieder führen links und rechts Wege in den Park und hier bräuchte man wegen der Sandwege mit Sicherheit einen Allradantrieb, daher versuchen wir es erst gar nicht. Viele kleine Seen und Flüssen sind zu sehen und nicht umsonst sieht man überall Leute beim Angeln. Viele der Waldwege führen auch zu den typisch amerikanischen Feriencamps, deren Namen wie Camp Wilderness oder Camp Explorer auf den großen Bögen eingraviert sind. Die US 40 zieht sich fast 60 Meilen durch den Park bis auf die Atlantikseite.

Mitten im Park sind kleinere Ortschaften wie Grahamville oder Astor und irgendwo überkommt uns beim Anblick einer kleinen Tankstelle mit Subway-Schild der Hunger. Mel geht alleine rein, weil ich mich schon um das Hotel für Daytona-Beach kümmern will. Die Gestalten, die in diese Tankstelle dann reingehen, kann man irgendwie nicht beschreiben. Ich weiß nicht, ob sich irgendwer an den Flim „Deliverance“ erinnern kann (Beim Sterben ist jeder der Erste), wo sich einige Städter zum Jagen in das Outback von Georgia begeben (die meisten erinnern sich bei dem Film an das Banjoduell), aber die Typen erinnerten uns schon sehr stark an diese Hinterwäldler, der Eine hatte keine Schuhe an, der Nächste rennt mit nacktem Oberkörper in den Laden. Man konnte Melanie die Erleichterung ansehen, als sie wieder ins Auto kletterte.

Ein paar Meilen weiter wird direkt vor uns die US-40 von einem State Trooper gesperrt, weil wohl im weiteren Verlauf ein schwerer Unfall passiert ist und so dringen wir umleitungsbedingt noch weiter in diese Wälder- und Seenlandschaft ein.

Bei DeLand stossen wir dann wieder auf die Zivilisation und drehen ostwärts in Richtung Daytona ab. Schon von weitem sieht man das riesige Oval der Rennstrecke von Daytona, wo nicht nur die berühmten Daytona 500 stattfinden. Wir wechseln schnell auf die andere Seite des Inlets und finden nach kurzer vergeblicher Nachfrage im Hawaiian Inn eine halbe Meile weiter das Fountain Beach Resort, wo wir für 65 Dollar mit Atlantikblick eine Nacht übernachten. Das Hotel selber ist nicht gerade das Neueste, aber es ist sauber.

Das Biketoberfest ist erst in zwei Wochen und somit ist es in der Stadt noch recht ruhig. In zwei Wochen, so versichert mir der Clerk an der Hotelrezeption, gibt es in der ganzen Umgebung kein einziges freies Zimmer mehr und die Strasse ist schwarz vor Harleys.

Wir schlendern noch einmal kurz an der Main-Street den Pier hinauf und finden auf der Daytona-Seite noch einen All-you-can-eat-Chinesen, den wir für das Dinner nehmen. Wir haben beide nicht mehr so den Riesenhunger, daher reichen ein paar Kleinigkeiten und als wir die Rechnung in Höhe von nicht einmal 20 Dollar (incl. Getränken + Tax) in der Hand halten, müssen wir beide grinsen.

Auf dem Rückweg sehen wir auf der Main-Street etliche schwere Harleys links und rechts der Strasse stehen und in einigen Bars und Kneipen regt sich doch noch etwas Leben. Auf einer kleinen Bühne macht sich eine Band für ihren Auftritt bereit. Wir wollen nach dem langen Tag nur noch zurück ins Hotel.

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